Zoff unter Aposteln!

Gedanken zum 12. Sonntag nach Trinitatis

In vielen Kirchen sind sie zu sehen, die beiden Herren. Auf der Briefmarke aus Liechtenstein stehen sie eng beieinander. Meist aber stehen sie in weitem Abstand voneinander, der eine links, der andere rechts. Man könnte meinen, sie hätten heute noch etwas gegeneinander. Petrus und Paulus. Petrus trägt meist das Buch in der einen Hand – und die Schlüssel in der anderen. So als wolle er sagen: Nur ich öffne die Tür zum Glauben und zum Himmelreich! Paulus zeigt dem Petrus das Schwert als wollte er sagen: Nur ich führe das Schwert des Geistes, nur ich kenne die Wahrheit! „Zoff unter Aposteln!“ weiterlesen

Neue Seinsweise statt Optimierung

Taufe und Lebenssinn – Gedanken zum 8. Sonntag nach Trinitatis

„Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen: wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden. Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. Was hattet ihr nun damals für Frucht? Solche, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben ist der Tod. Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben. Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Römer 6,19-23

Paulus erörtert die Frage, worin sich das Leben eines getauften Christen von dem eines Ungetauften eigentlich unterscheidet. Eine aktuelle Frage im Rom des 1. Jahrhunderts! Die Gemeindeglieder wollten wissen: Welche Konsequenzen hat es denn, dass wir vor Gott gerecht gesprochen sind? Was hat das denn mit unserem alltäglichen Leben zu tun?

Angesichts der Tatsache, dass Mitgliedschaft in der Kirche nicht mehr selbstverständlich ist, stellt sich diese Frage auch heute, wenn auch unter veränderten Bedingungen. War seinerzeit der christliche Glaube eine neue Erscheinung, so steht er heute trotz seiner viele Jahrhunderte alten Verwurzelung vor einer neuen Bewährungsprobe. Die Gefahr ist freilich damals wie heute, das Christsein in moralischen Kategorien zu beschreiben. Also: den vielen Lebensrezepten ein weiteres hinzuzufügen. Noch einmal: tu dieses, lass jenes; wenn/dann …

Tragen solche Lebensrezepte wirklich? Ein Blick in die Menschheitsgeschichte muss skeptisch machen. Solange wir in der Welt leben, müssen wir auch mit Unsicherheit und mit Unerklärlichem leben. Die Geschichte der Menschheit sollte uns davor gefeit machen, Ideologien zu vertrauen, die das Ganze in den Griff bekommen wollen. Der Mensch ist zum Guten nur sehr begrenzt fähig. Er wird beherrscht – in jedem Fall. Entscheidend ist nur, von wem. Davon schreibt der Apostel Paulus in recht kompakter und schwieriger Sprache.
„Neue Seinsweise statt Optimierung“ weiterlesen

Gedanken zum Johannistag

Im Matthäusevangelium steht im 11. Kapitel ein interessanter Text mit der spannenden Frage: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“

„Als Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tore stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“

Jesus soll sich ausweisen. Gelegentlich werden wir ja auch mal so angesprochen. Etwa, wenn wir eine ferne Grenze überqueren: „Würden Sie sich bitte ausweisen?“ Oder bei einer Polizeikontrolle: „Darf ich bitte mal Ihren Ausweis sehen?“

Von einem jungen Mann wird folgendes erzählt: Er machte in Frankreich Urlaub und verlor seinen Personalausweis. Er rief seine Mutter an, sie solle ihm den Pass schicken, damit er sich auf der Rückfahrt ausweisen könne. Die Mutter schickte nun den Ausweis an das angegebene Postamt, wo er einige Tage später eintraf. Der junge Mann ging zur Post und fragte den Schalterbeamten, ob etwas unter seinem Namen angekommen sei. ´Ja`, sagte der Mann, aber würden Sie sich bitte ausweisen?´

Eine verzwickte Sache! Er soll sich ausweisen. Aber das kann er nur, wenn ihm der Ausweis gegeben wird. Ausweglos, wie es scheint.

„Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ So lässt Johannes Jesus fragen. „Kannst Du Dich ausweisen?“ Verständlich, dass Johannes so fragt. Er hat sein ganzes Leben darauf eingestellt, dass er den Messias sieht. Er hofft auf Erlösung. Er wartet. Seit Jahren schon lebt er in der Wüste, lebt ganz kärglich und hofft darauf, dass seine Ausdauer belohnt wird. Die Zeit geht ins Land, nichts passiert. Dann kommt Jesus zu ihm, hinunter an den Jordan – und lässt sich von ihm taufen. Ein Lichtblick – aber noch nicht die Erlösung. Johannes wird festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Alles andere als Erlösung! „Gedanken zum Johannistag“ weiterlesen

Kostenlos – aber nicht umsonst

Gedanken zu einem Prophetenwort aus Jesaja 55

„Auf, ihr Durstigen, geht zum Wasser! Auch wer kein Geld besitzt – geht! Und kauft Getreide und esst, geht und erwerbt ohne Geld Wein und Milch! —
Weshalb wollt ihr Geld für etwas geben, das nicht nährt, euch mühen und nicht satt davon werden?
Hört auf mich und ihr esst Gutes, es labt sich am Fetten eure Seele.
Neigt euer Ohr und kommt zu Mir! Hört, und es lebt eure Seele!“

Der Prophet überbringt eine Einladung zum Fest. Zu einem „fetttriefenden orientalischen Mahl“. Wer bei diesem Fest bezahlen will, beleidigt den Gastgeber! Alle sind eingeladen. Auch die, die gerade noch glaubten, sie müssten außen vor bleiben. Alle dürfen kommen und hinlangen. Alles ist kostenlos.

Wasser, Brot, Wein, Milch. Für uns heute sind das leicht zu habende Lebensmittel. Ein Griff ins Regal, rein in den Einkaufswagen. In Wüstengegenden versteht man besser, was gemeint ist. Ich habe das gesehen im Nahen Osten: ein karges Beduinenkamp. Einer führt uns zu einem Wasserloch, mühsam gegraben, mehrere Meter tief. Unten drin: ein bisschen Wasser. Wenig. Aber immerhin: Wasser. Ich sehe, wie stolz mein beduinischer Begleiter ist. Dieses Wasser bedeutet für die ganze Sippe viel: man kann hier weiter leben; man ist versorgt; Menschen, Tiere und Pflanzen können ernährt werden. Es wird Brot und Milch geben. Man wird feiern können.

Frisches Wasser kostenlos. Im Supermarkt fällt mir nicht mehr auf, was das bedeuten kann. Auch nicht, wenn ich zu Hause den Wasserhahn aufdrehe. Aber in der Wüste, da begreife ich es. Wenn es genießbares Wasser nicht gäbe, dann könnte ich nicht leben. Das leuchtet ein. Und weil das so einleuchtet, darum nimmt es der Prophet als Gleichnis. Es geht um etwas Einfaches, sagt er. So, wie ihr Wasser braucht, so braucht ihr das Hören. Das Hören auf mich! Wasser und elementare Nahrung als Gleichnis, als Hinweis auf etwas noch Wichtigeres! „Kostenlos – aber nicht umsonst“ weiterlesen

Weihnachten 2017

Liebe Gemeinde,

der Tag von Adam und Eva. Ja, Sie haben richtig gehört, ihr habt richtig gehört! Der Tag – des Menschen! Es gibt eine Stelle in dieser Welt, da wird das ganz deutlich. Voriges Jahr haben wir uns eine Reise dorthin gegönnt, meine Frau und ich. Zu meinem 70. Geburtstag. Jerusalem! Grabeskirche. Man betritt sie durch einen Seiteneingang. Rechts führt eine Treppe hinauf zu den beiden Kapellen auf Golgatha. Golgatha: Schädelstätte.

„Weihnachten 2017“ weiterlesen

1.Mose 8,20-22

Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. 1.Mose 8,20-22 „1.Mose 8,20-22“ weiterlesen