Reformatorisches Christentum und Bildung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Reformation war – auch – eine Bildungs-Revolution. Luther hat die Bibel ins Deutsche übersetzt, damit alle nachlesen können; er hat sich mit Nachdruck für Schulen eingesetzt, besonders auch dafür, dass Mädchen Zugang zu Bildung bekommen! „Bildung“! Schon im Begriff selber schwingt mit, dass es um etwas zutiefst Religiöses geht, zumindest beim christlichen Bildungsbegriff: „Bildung“ und „Gott-Ebenbildlichkeit“ haben miteinander zu tun. Schon Mystiker haben das so verstanden, umso mehr die Reformation. Bildung führt den Menschen zum Bewusstsein seiner Würde als Gottes Geschöpf. Jeder Mensch ist nach dem Bilde Gottes „gebildet“.
Gebildet sein heißt daher zu allererst: sich seiner Würde bewusst sein. Luther spricht in diesem Zusammenhang von der „Freiheit eines Christenmenschen“: der Mensch als Person verdankt sich der Beziehung zu Gott. Niemand ist menschlichen Bedingungen unterworfen, die sein Dasein rechtfertigen könnten oder müssten. Der Mensch kann handeln, frei nach seinem Gewissen – unabhängig von allen weltlichen Bemächtigungsversuchen.