Oster-Gedanken

Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr´s festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tag nach der Schrift.   1. Korintherbrief 15, 1-4

 

Ohne Ostern gäbe es keine christliche Kirche! Die Geschichte hätte einen anderen Lauf genommen! Paulus ist davon überzeugt. Für ihn hängt alles an der Auferstehung. Ist Christus nicht auferstanden, so schleudert er den Kritikern entgegen, dann ist alle Predigt vergeblich. Er hält das Osterereignis für sicher überliefert, und es ist für ihn die Grundlage allen Glaubens. Diese starken Worte haben es heute schwer, gehört zu werden. Längst ist Ostern im öffentlichen Bewusstsein seines zentralen Inhaltes beraubt. Allenfalls wird das Empfinden des allgemeinen Werdens und Vergehens angesprochen – schließlich ist Frühling. Ansonsten dominieren Hasen und Eier. Kritiker der Überlieferung tun ein Übriges: sie „entlarven“ die Erscheinungen des Auferstandenen als subjektive Einbildungen. Wer wälzt diese vielen „Steine“ beiseite? Den Stein des Zweifels, den Stein der Destruktion, den Stein des Unglaubens?

 

Ich hoffe, dass zu Ostern im Sinne des Paulus gepredigt wird: dran festhalten! Dabei kann es nicht darum gehen, „Beweise“ dafür anzuführen, dass das Grab Jesu leer war. Bei Paulus steht davon – im Gegensatz zu den Evangelien – gar nichts. Aber wir dürfen den Erfahrungen der frühen Christinnen und Christen vertrauen! Überwältigend viele durften erleben: der Gekreuzigte lebt! Selbst der größte Kritiker wird nicht leugnen können, welche Lebensenergie aus dieser Gewissheit gewonnen wurde. Aber auch der Verstand muss nicht kapitulieren! Warum sollte der Tod eine Grenze für Gott sein?! Gott dem Schöpfer traue ich Neuschöpfung des Lebens zu. So, wie ich mir das Werden der Welt und meines Lebens nicht „vorstellen“ kann, so bleibt mir das „Wie“ von Auferstehung zwar verborgen. Aber die Welt hat einen Sinn auch da, wo ich ihn nicht erkenne. Es wird Zeit, das wieder zu erkennen, trotz und auch wegen des wissenschaftlichen Fortschritts. Was gibt mir das Recht, nur das für möglich zu halten, was ich sehen oder denken kann?

Tief berührt

In der Seele tief berührt

hat mich das Weihnachtsfest,

und mich erneut dorthin geführt,

wo Glück sich spüren lässt.

Ich hab´ das Kind in mir gefunden,

Gemüt und Zärtlichkeit,

es gab so stimmungsvolle Stunden

in dieser ganz besond´ren Zeit.

So will ich nun im Neuen Jahr

viel besser auf mich achten,

will das, was nahe bei mir war,

nicht zu verlieren trachten.

Im Dunklen schon das Helle seh´n,

das Große schon im Kleinen,

durch Leid mit Hoffnungskräften geh´n

mit Glauben durch das Weinen.

Und eins noch, Gott, versprech´ ich Dir,

ich will Dir täglich danken;

die Zeit dafür, die geb´ ich mir:

mein Vorsatz soll nicht wanken.

 

(Helmut Liersch 2005)

CoronaGedanken

Die Welt ist zerbrechlich. Wir sind gefährdet. Das lehrt uns Corona. Neu ist es nicht: Die Weihnachtsgeschichte zeigt das. Und dass da getröstet wird: „Fürchtet euch nicht“, das verstehen wir gut. Trost brauchen wir.

So viel Sehnsucht war selten zu Weihnachten. Wir sehnen uns nach – ja, wonach eigentlich? Nach einem „normalen Leben“. Wirklich? Ist „normal“ das Leben, wie es vor Corona war? Ein Leben ohne all die Einschränkungen und Regeln?

Natürlich wissen wir: „Normal“ war es bisher nicht, unser Leben. Ich kann es von mir sagen: 74 Jahre ohne Krieg, wirtschaftlich immer ohne Not, Hilfe bekommen, wo es nötig war: körperlich, seelisch…

Im weltweiten Vergleich schwimmen wir ganz oben, wir alle. Wir zählen zu den Gewinnerinnen und Gewinnern dieser Zeit. Und das wird auch so bleiben, nach der Pandemie. Insoweit: Entwarnung. „Fürchtet euch nicht!“

Allerdings: Das kann ja nicht alles sein! Dieses „Fürchtet euch nicht!“ steht im Plural. Es soll für alle gelten. Da wäre jetzt eine Chance. Und ich glaube zu spüren: Da ändert sich was!

Wir merken mehr noch als vorher: Nähe ist ein Geschenk. Begegnung ist ein Wert. Und: Vieles brauchen wir gar nicht. Weniger haben, weniger verbrauchen: Das ist kein Verzicht, sondern eher Befreiung.

Also: „Fürchtet euch nicht!“ Ich stelle mir vor: In Zukunft werden wir dankbar sein, dankbarer als früher. Wir werden großzügig sein, noch großzügiger als vorher. Verständnisvoller, umsichtiger…

Da sind wir in unserem Element, wir Christen, wir Menschen…

Abriss statt Kultur

Die Goslarsche Zeitung meldete am 8. Juni 2020: Die SPD will in Oker einen Konsul-Adam-Platz etablieren, um an den Goslarer Ehrenbürger zu erinnern.

 

Dazu mein Leserbrief (GZ 9. Juni 2020):

Einen Platz nach Konsul Adam benennen: sehr gute Idee, wenn man mal davon absieht, dass es in Ohlhof schon einen sehr versteckt liegenden Konsul-Adam-Weg gibt. Jedenfalls könnte sich Goslar damit eine weitere, hoffentlich wirksame dauerhafte Erinnerung an eine kulturelle Barbarei vor 40 Jahren schaffen.

Die im Artikel nur kurz gestreifte Versteigerung der Sammlung Adam bedeutete für die Stadt einen immensen kulturellen Aderlass. In einem GZ-Artikel nannte die damalige Lokalchefin Ursula Müller den Schatz ein „Millionending“. „Leider“, so die kulturaffine Journalistin, sei die Sammlung „bei der Stadt Goslar nie in ihrem vollen Umfang gewürdigt“ worden. Bis in die höchsten Spitzen habe der Rat gegenüber der Leihgabe Interessenlosigkeit gezeigt. Die Stadt entzog dem öffentlich zugänglichen Museum – ein Turm mit der Adresse Gemeindehof 1 – das Quartier durch Abriss, weil ein inzwischen bereits wieder niedergelegter Schulanbau her musste. Eine angemessene Alternative, so klagte damals die Eigentümerin Christa Holldorf, wurde seitens der Stadt nicht angeboten. Die Versteigerung der 6904 Stücke bei Tenner in Heidelberg dauerte vom Mai 1980 bis in den Herbst 1981. Käufer eilten bis aus Amerika herbei. Goslar ersteigerte schnell noch das Rumpoltsche Kochbuch von 1587, weil es „die Grundlage für das Goslarsche Panckett bildete“. Guten Appetit weiterhin!

Assoziationen zu weniger weit zurückliegenden und sogar aktuellen Parallelen dürften dem/der Kundigen nicht schwer fallen…

Geburtsvorbereitung

Phantastisch! Fast alle freuen sich über die Schwangerschaft und auf das Kind. Nachbarn und Freunde sind auf der Suche nach Geschenken, die Häuser sind geschmückt, im Zentrum der Stadt werden allerlei Köstlichkeiten angeboten. In zwei Wochen ist es so weit, das Kind kommt zur Welt. „Geburtsvorbereitung“ weiterlesen

Abschotten

Es ist eine Menge los, weltweit! Fluten, Kriege, Hitze, durchgedrehte Politiker. Wer das alles gleichzeitig an sich ranlässt, bekommt selber ein Problem. Wenn sich zu vieles in meinem Kopf und in meiner Seele vermengt, wird daraus ein gefährliches Gemisch. Die Folge kann sein: Ich werde bitter, aggressiv, zynisch, depressiv – je nach persönlicher Veranlagung.

Die Seefahrt löst das so: In den riesigen Frachtschiffen werden zwar verschiedenste Waren transportiert, auch Flüssigkeiten. Damit die aber bei Wellengang nicht alle zusammenschwappen, wird abgeschottet. Schwere Stahlwände trennen den Laderaum in Kammern auf. Alles hat seinen Platz. Ob es so gehen könnte?

Nicht ständig alles an sich ranlassen. „Abschotten“ in der eigenen Seele. Nicht verdrängen oder verleugnen. Aber den „Platz anweisen“. Damit ich nicht „überschwappe“. Die erste Kammer bleibt am besten ganz frei und  geöffnet. Sie soll sich täglich füllen mit guten Gedanken, Gottes Geistkraft, Gebet, Hoffnung.

Lust am Predigen

Wie gebe ich Zeugnis von der Hoffnung?

Ein Plädoyer gegen die Selbst-Marginalisierung evangelischer Verkündigung

Das wär`s: sich hinstellen und aus dem Vollen schöpfen. Hoffnung verströmen. Sonntag für Sonntag, alltags – bei welchem Anlass auch immer: Die versammelten Menschen in den Blick nehmen und loslegen, also: von dieser großen und einmaligen Hoffnung sprechen, sie bezeugen, ihre Relevanz erweisen. Selber davon erfüllt sein, so sehr, dass kein Konzept nötig ist. Alles kommt von innen heraus, ist erlebt und erbetet, drängt auf Kommunikation – aus der Überzeugung heraus, der Gemeinde Lebenswichtiges mitzuteilen.

Wer will uns eigentlich noch hören …?!

Zu beobachten ist etwas anderes. Es gibt eine Unlust an der Predigt. Es gibt eine pfarrer- und pfarrerinnen-typische Form des Unglaubens und der Untreue. Es ist die Selbst-Marginalisierung. „Ich muss am Sonntag predigen“, hört man hier und da – ein verräterisches kleines Sätzchen. „Lust am Predigen“ weiterlesen