Gedanken zum 6. Dezember
Wappen von Melverode (Braunschweig): Nikolaussymbole Schiff und Goldkugeln
„Es lebten ein armer Mann und seine drei Töchter. Sie hatten alle Hunger und es gab weder für den Vater noch für die Mädchen Arbeit“. So fängt eine der Geschichten vom Nikolaus an. Bekanntlich geht sie so weiter, dass Nikolaus den Mädchen hilft, indem er Geldbeutel durch die Fensteröffnung wirft. Er selber bleibt unerkannt. Die Geschichte wirkt nicht wie über anderthalb Jahrtausende alt. Sie klingt modern. „Das größte Armuts-Risiko: alleinerziehend, drei Kinder“, so titelte kürzlich eine Zeitung. Erschreckend! Armes Deutschland! Was hast du getan mit deinem „Wirtschaftswunder“ und deinem Jahrzehnte währenden Reichtum?
Nikolaus ist keine Märchenfigur. Er ist ein Christ, der im 4. Jahrhundert gelebt hat, ein Zeitgenosse Konstantins des Großen. Als Christ hatte er ein Menschenbild, das von der Bibel her geprägt war. Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes. Jeder! Das gilt unabhängig davon, was eine Person geleistet hat, wie gesund oder krank er oder sie ist, welcher Hautfarbe oder welcher sozialen Herkunft. Für eine Gesellschaft, die sich ihrer christlichen Wurzeln bewusst bleibt, hat das Folgen. Sie hat dafür zu sorgen, dass jeder Mensch in Würde leben kann. In vielen – für uns fernen – Ländern war das leider nie der Fall. Jetzt kommen viele aus dem Elend zu uns. Wegschauen hilft nicht. Gut, dass es hier und da „Nikoläuse“ gibt, die helfen. Das wird aber nicht reichen. Unsere Gesellschaft muss umdenken, Politiker müssen aufhören, ihre jeweilige Lobby zu bedienen. Ob sie die Kraft dazu haben? Ob die christlichen Quellen noch sprudeln, aus denen einst ein Nikolaus geschöpft hat?