Herrnhuter Losung für den 1. September

Einen Fremden sollst du nicht quälen. Denn ihr wisst, wie dem Fremden zumute ist, seid ihr doch selbst Fremde gewesen im Land Ägypten. 2. Mose 23,9

Wichtiger Bestandteil unserer abendländischen / europäischen / deutschen „Leitkultur“ – oder entbehrliche alttestamentliche Sozialromantik?

Selbst auferlegte Lasten

Gedanken zum 14. Sonntag nach Trinitatis

„Eigentlich“, liebe Gemeinde…, „eigentlich“… „Eigentlich“ will man mit jedermann auskommen. Eigentlich ist man für Frieden und Gerechtigkeit. Eigentlich will man sich um andere kümmern. „Eigentlich“… Aber irgendwie – wenn wir ehrlich sind – bleiben wir immer dahinter zurück. Wir wissen recht gut, was noch zusätzlich ginge, aber … Ja, wir wollen sogar „gut“ sein, aber letztlich gelingt uns das nicht. „Das Gute, das ich will“, schreibt Paulus, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Röm 7, 19). „Eigentlich“ bin ich ein guter Mensch, aber… Nicht schön, ja ärgerlich, das erkennen zu müssen. Eigentlich braucht uns doch keiner zu sagen, was gut und was böse ist. Wir wissen es doch, – und wenn wir uns nur richtig anstrengen, dann werden wir es doch auch schaffen …, eigentlich…

Nein! sagt Paulus. Er unterbricht an dieser Stelle unsere Gedanken. Er geht dazwischen. Hier, wo doch scheinbar die Stärke von uns Menschen liegt. Hier, wo es darum geht, zu planen, zu forschen, seinen Willen einzusetzen, kurz: die Dinge besser zu machen. Hier, wo schlaue Bücher und Methoden ihre Hilfe anbieten, wo die Menschheit scheinbar unaufhaltsam voranschreitet. Genau hier geht der Apostel dazwischen. Aber er fügt den vielen guten Ratschlägen nicht noch einen weiteren hinzu. Er wetteifert nicht mit uns um die klügsten Lebensregeln. Nein, er mischt sich ein mit einem seltsamen Satz.

Dieser Satz heißt: „Wir sind nicht dem Fleisch schuldig, daß wir nach dem Fleisch leben!“. Was meint er damit? Und was meint er mit dem, was er kurz vorher gesagt hatte, nämlich: „Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“? „Selbst auferlegte Lasten“ weiterlesen

Lieber Gott?

Gedanken zum 13. Sonntag nach Trinitatis

Solche Sätze können einem gefallen: Gott ist die Liebe! Knapp, einfach und schön. Man fragt sich geradezu, warum dieser Satz nicht im Glaubensbekenntnis steht. Treffender kann man es doch gar nicht sagen!

Aber nun haben ja gerade knappe und griffige Formulierungen etwas Zweischneidiges. Sie leuchten zwar ein, aber sie vereinfachen auch, ja, sie können in die Irre führen. Gott ist die Liebe! Wenn das so ist, dann kann man ja wohl diesen Satz auch umdrehen: Die Liebe ist Gott!? Also: überall da, wo Menschen einander liebevoll begegnen, da treffen sie auf Gott selber. Ist das nicht überhaupt der Schlüssel? Erledigen sich damit nicht komplizierte theologische Erörterungen!?

Tatsächlich gibt es ja in der Bibel die Rede davon, dass der Mensch das Ebenbild Gottes sei. Wenn also Gott Liebe ist, dann auch der Mensch. Und in der Tat erfahren wir Liebe durch Menschen. Der Dichter Ernesto Cardenal spricht davon, dass jeder Mensch einen unerschöpflichen Vorrat an Liebe in sich trage, nicht nur die Sehnsucht danach, sondern auch die Fähigkeit dazu. Und mit dieser Liebe verhalte es sich wie mit einem Medikament, das man in der Pillendose mit sich herumtrage: sie muss heraus, muss verteilt und „eingenommen“ werden, sonst kommt sie nicht zur Wirkung. Der riesige Vorrat an Liebe kann zur Last werden, die drückt und die auf die Suche treibt nach dem, was wir in Wahrheit selber in uns tragen: „Wir selber sind dem Wesen nach Liebe, denn wir sind Ebenbilder Gottes und Gott ist Liebe.“

„Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“. Scheinbar wird uns hier so etwas wie ein Rezept gegeben zum glücklichen Leben. Offenbar muss man es nur richtig anstellen, muss an der Liebe dranbleiben, dann geht es einem gut.

Nur: das wird ja vom Leben dauernd widerlegt. „Lieber Gott?“ weiterlesen

Goslarsche Zeitung über das neue Buch

 

Autor: Sabine Kempfer

Helmut Liersch veröffentlicht GZ-Reihe zur Reformation als Buch

Liersch holte Vergessenes und Unbekanntes aus der Zeit der Reformation ans Tageslicht und veröffentlichte historisch fundierte, kurzweilig geschriebene Zeitungsartikel, die viele Fans fanden. Daraus machte Goslars Ex-Propst jetzt ein Buch. Foto: Kempfer

Goslar. Signalrot leuchtet es Bücherfreunden im Schaufenster entgegen: „Reformation!“ Helmut Liersch hat ein neues Buch unter diesem Titel herausgegeben. Lesern der GZ mag der Inhalt bekannt vorkommen: Goslars ehemaliger Propst ist einem vielfach geäußerten Wunsch nachgekommen und hat seine Zeitungsbeiträge zur Reformation zusammengetragen.

„26 überraschende Einblicke mit historischen Fakten aus Goslar“ lautet der Untertitel des Buches; wer die eine oder andere Folge im Reformationsjahr verpasst hat, kann sich nun die ganze Serie auf einmal nach Hause holen. Der im Untertitel schon anklingende „Überraschungsfaktor“ macht die Betrachtungen von Liersch so lesenswert: Die sorgfältig recherchierten historischen Fakten werden auch unterhaltsam dargestellt, Lierschs Lust am Kuriosen bricht sich hier mit Augenzwinkern Bahn.

26 Geschichten mit aktuellen Themen

Das Leben schreibt oft die besten Geschichten – aber es muss jemanden geben, der sie entdeckt und erzählt. So geschehen. Wer sich eine der 26 Geschichten vornimmt, deren Themen heute noch von Belang sind, kann davon ausgehen, viel über Goslars Geschichte zu erfahren, und dabei blendend unterhalten zu werden. Es geht um Bildung, soziale Gerechtigkeit, Bedeutung von Hierarchien, Fragen der Macht. Da werden Luthers Kampf für bessere Schulen und der gewaltsame Streit um die Wahrheit thematisiert, es geht um „Geschichtsklitterung“ im historischen Rathaus, um „Luther-Bashing“, gefährliche Dienstreisen oder den „Zoff in Goslars Bildungselite“ – schon die Überschriften regen zum Lesen an. „Ich habe versucht, in jedem Artikel etwas Neues zu bringen“, verrät Liersch seinen Ehrgeiz. Der Autor nahm alte Bezüge aus den GZ-Artikeln heraus, fügte neue Bilder hinzu, überarbeitete alles und machte ein attraktives Buch mit 120 Seiten daraus.

Das Titelfoto zeigt Prof. Ulrich Bubenheimer, mit dem Liersch bei gemeinsamen Studien in Goslars Marktkirchenbibliothek viele neue Fakten über die Reformation ans Tageslicht brachte. Bubenheimers „kriminalistischer Spürsinn“ steckte ihn an. Das Buch ist für 14 Euro in allen GZ-Geschäftsstellen und im Goslarer Buchhandel erhältlich.

 

Zoff unter Aposteln!

Gedanken zum 12. Sonntag nach Trinitatis

In vielen Kirchen sind sie zu sehen, die beiden Herren. Auf der Briefmarke aus Liechtenstein stehen sie eng beieinander. Meist aber stehen sie in weitem Abstand voneinander, der eine links, der andere rechts. Man könnte meinen, sie hätten heute noch etwas gegeneinander. Petrus und Paulus. Petrus trägt meist das Buch in der einen Hand – und die Schlüssel in der anderen. So als wolle er sagen: Nur ich öffne die Tür zum Glauben und zum Himmelreich! Paulus zeigt dem Petrus das Schwert als wollte er sagen: Nur ich führe das Schwert des Geistes, nur ich kenne die Wahrheit! „Zoff unter Aposteln!“ weiterlesen