Goslarer „Dom“ soll auferstehen…

Samstag, 1. Juni 2019

Kirchliche Sorgen um den Domplatz

Auferstandener Dom beim Welterbetag 2007: Die Idee stammte von Thomas Moritz. Das Bild zeigt das gerade beendete „Memorial“ für den Goslarer Dom, aufgeführt von Jugendlichen der Stephani-Gemeinde unter Leitung von Imogen Liersch.                                                                                      Archivfoto: Moritz

 

Bitte nicht mit Bäumen und Büschen, sondern mit Steinen die Umrisse der früheren Bauten andeuten. Und eher eine Fläche für Fußgänger als eine Gartenanlage schaffen. Helmut Liersch und Günter Piegsa sprechen aus, was sie umtreibt. Mit großer Sorge haben sich der frühere Propst und der Vertreter der katholischen Kirche in der Pfalzquartier-Lenkungsgruppe jetzt zu den Planungen für den Domplatz zu Wort gemeldet.

Für den Goslarer Geschichtsverein, dem Piegsa vorsteht, und die Arbeitsgruppe „Resurrectio II“, in der Liersch aktiv ist, hat das Duo bereits Anfang April einen insgesamt 23 Punkte umfassenden Ziel- und Kriterienkatalog in den weiteren Planungsprozess für den Freiraumwettbewerb eingebracht. Allerdings, wie beide versichern, sei damals nicht wirklich viel Zeit gewesen, weil es nach Monaten relativer Ruhe plötzlich habe schnell gehen müssen. Erst in der Sitzung vom 20. März hätten sie eine Aufforderung erhalten und geliefert.

Wünsche im Katalog formuliert

Worum geht es Piegsa und Liersch? Letztlich sind ihre wesentlichen Wünsche bereits im Katalog formuliert. Ihnen ist besonders wichtig, dass alle hochbau-, tiefbau- und freiraumplanerischen Aktivitäten für Pfalzbezirk und Domplatz der historischen Bedeutung des Geländes in bestmöglicher Weise gerecht werden. „Das mittelalterliche Bild ist jeder Umgestaltung als Ausgangspunkt zugrunde zu legen“, schreiben sie. Bedauerlich sei, dass die Architekten-Wettbewerbe für die Areale nicht in einem Guss erfolgten. Hintergrund: Für das Pfalzgelände ist die Immobilienfirma Tescom, für den Domplatz die Stadt Goslar als Auslober tätig. Betreut werden beide vom Braunschweiger Büro „Ackers Partner Städtebau“. Die Trennung sei „schwierig“, sagt Piegsa. Warum gebe es nicht ein Projekt, für das beide Partner ihr Geld in einen Topf einfließen ließen?

Für den Domplatz fordern Piegsa und Liersch, dass einer Neugestaltung eine archäologische Ausgrabung vorauszugehen habe. Die Form des Kreuzgangs, des Grundrisses der Kirche, möglichst auch der Thomaskirche, der Kuriengebäude sowie der früheren Grenzmauern sollte aufgenommen werden. „Stein soll dort eingesetzt werden, wo Stein war; Hecken oder künstlich modellierte Rasenflächen sollten zur Visualisierung von Mauerzügen vermieden werden“, heißt es im Papier. Als Vorbild nennt das Duo verschiedene Ruinen in der Stadt: am Georgenberg, das Bergdorf und am Heiligen Grabe. Um ein Bild vor Augen zu haben, erinnern Piegsa und Liersch an den Welterbetag 2007, als Zeltbahnen die Grundrisse aufzeigten – ein Projekt für einen Tag, aber ein Ansatz für mehr.

Verdächtiges Grün-Geld

Nicht gerade Balsam für der Kirchenmänner Nerven ist die Tatsache, dass das Fördergeld für die Domplatz-Umgestaltung aus einem Programm für Stadtgrün fließt und zum aktuellen Wettbewerb Landschaftsarchitekten aufgerufen sind. „Woher das Geld kommt, darf nicht das Kriterium sein“, mahnen beide und wollen die Teilnehmer zudem vorab intensiv darüber unterrichtet wissen, auf welch geschichtsträchtigem Gelände sie sich tummeln.

Im Zielkatalog heißt es dazu unter anderem: „Die Bedeutung des Pfalzbezirkes geht weit über Goslar hinaus. Auch wenn Goslar nie … eine dauerhafte Residenz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde: Hier entstand ein Machtzentrum, hier wurde europäische Geschichte geschrieben.“ Als Idee für einen großen Wurf schwebt ihnen sogar vor, die Wallstraße als Teil des Domgeländes einzubeziehen. Der Fließverkehr in Richtung Innenstadt würde in Höhe Jäger-Denkmal enden. Vom Hohen Weg heraus würde der Verkehr beruhigt.

In einer beigefügten Stellungnahme der Katholischen Kirche Nordharz heißt es unter anderem aus der Feder von Pfarrer Dirk Jenssen: „Voraussetzung für einen würdevollen Umgang mit der historischen Bedeutung des Geländes ist die vollständige Beseitigung des Bus- und Pkw-Verkehrs – sowohl in fließender wie ruhender Form.“ Die „Vergötterung“ des Pkw sei ohnehin vorbei und habe an diesem Ort keinerlei Berechtigung. Jenssen warnt davor, über einen Wettbewerb schnelle Lösungen zu suchen. Er rät vielmehr zu einem „sensiblen, ehrfürchtigen Vorgehen“, das es ermögliche, „Verschüttetes im doppelten Sinne wiederzufinden und sichtbar werden zu lassen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert