„Ruach“ von Gesa Liersch; Standort: Marktkirche Goslar
Das Kunstwerk in mir
„Es steckt alles schon drin!“ Das sagen HolzbildhauerInnen gern, wenn ihre Werke bewundert werden. „Im Stamm ist schon alles drin. Man muss nur das Überflüssige wegschnitzen!“ Das klingt einfach, ist es aber nicht. Wer nicht weiß, worauf es ankommt, wird alles Mögliche zustande bringen, nur kein „Kunstwerk“. Das gilt auch für unser Leben insgesamt. Man spricht ja von „Lebenskunst“. Und auch da kommt es darauf an, das Überflüssige wegzunehmen, um das Wesentliche hervortreten zu lassen. Genau daran erinnern uns das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel! Gerade in dieser Zeit kann das gelingen: ein Gespür dafür zu entwickeln, was ich wirklich brauche. Und das Glück zu empfinden, Überflüssiges beiseite lassen zu können. Viele haben das vor einigen Tagen erlebt bei dem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht!“ Alles, was das Leben gerade noch schwer gemacht hatte, schien verschwunden zu sein, mindestens für einen Moment. „Christ, der Retter ist da“, das war in diesem Augenblick keine antiquierte Floskel. Es ist die – tief im Herzen – ersehnte Zusage an mich ganz persönlich. Es ist die „rettende Stund´“. Da dürfen wir uns so spüren, wie wir gedacht sind: als mit einer empfindsamen Seele ausgestattete Wesen. „Ebenbilder Gottes“ nennt das die Bibel. Kunstwerke eben, auch dann schon, wenn noch viel Überflüssiges das verdeckt.