Das wär´s! So leicht müsste es sein! Wo das Böse sich verstecken will, schafft es das nicht. Seine Verkleidung ist bekannt. Es hat eine Fratze, Hörner, wilde Haare und Warzen. Keine Chance für das Böse. Wir können mit Fingern drauf zeigen.
Wäre das so, das hätten wir im und am Harz ein Problem. Tagelang haben sich Harzerinnen und Harzer gemeinsam mit vielen Gästen wieder als Hexen und Teufel verkleidet – und damit dem Dämonischen gehuldigt … So sehen das manche Christenmenschen. Sie beten dagegen an, schreiben Leserbriefe, sorgen sich um die Beteiligten.
Aber Vorsicht! Das Böse ist raffiniert! Es täuscht und hat viele Gesichter. Es ist nicht unbedingt da, wo wir es zu sehen glauben. Das Böse kann mitten in unserem Lebensstil stecken. Es kann sogar religiöse Formen nachäffen. Es wird sich ins Fäustchen lachen, dass man es speziell in Goethes „Harzgebirg“ zu orten glaubt. Vielleicht kreist es gerade um den Globus: in Gestalt hemmungsloser Gier nach Rendite, in Form angeblich „gerechter Kriege“, als eigennütziges Gebet und als religiöser Zwang. Und wenn wir es schon hier bei uns vermuten, dann bitte richtig! Niemand ist vor dem Bösen gefeit. Der Apostel Paulus weiß: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Römer 7,19). Dieses Wissen, dass wir alle Untiefen haben, kommt zu Walpurgis volkstümlich zum Ausdruck. Nicht jedermanns Geschmack, zugegeben.
Sollte man von solchen Traditionen die Finger lassen? Sollte man alles meiden, was mit „dem Bösen“ zu tun haben könnte? – Warum eigentlich so ängstlich? Gott hat uns doch nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7). Oder würden Sie aus lauter Bedenken heraus nie wieder „Donnerstag“ sagen, nur weil dieser Tag nach der wütenden germanischen Gottheit „Donar“ benannt ist?! Um nur ein Beispiel zu nennen …