Mach´s wie Gott, werde Mensch!

Das macht ja nicht jeder: Sein prachtvolles Haus aufgeben und eine Familie aus Eriträa einziehen lassen. Franz Kamphaus war so einer, 1982 bis 2007 Bischof von Limburg. Er überließ das bischöfliche Anwesen Flüchtlingen und bezog eine kleine Wohnung im Priesterseminar. So ähnlich hat es später Papst Franziskus gemacht. Auch die Sache mit dem Dienstwagen hat Kamphaus vorexerziert: die bischöfliche Limousine bestieg er äußerst ungern. Der Nachfolger von Kamphaus in Limburg war Franz-Peter Tebartz-van Elst…, man erinnert sich…

Bevor Kamphaus Bischof wurde, war er Leiter der Priesterausbildung. Ich hatte das Glück, mit ihm in der ökumenischen Studienleiter-Konferenz zusammenarbeiten zu dürfen. Als er sich in Tübingen von uns verabschiedete, sagte er: „Das Schlimmste an der Bischofsweihe war, dass ich nach dem Gottesdienst zum Empfang mit den Ehrengästen musste; ich durfte nicht die Treppe runter gehen zu den Menschen. Da habe ich geahnt, was auf mich zukommt …“

 

„Mach´s wie Gott, werde Mensch“ – er hat diesen tollen Spruch nicht nur erfunden, er hat ihn gelebt. Und das Wort gilt nicht nur für Weihnachten! Er wollte den Aufbruch seiner Kirche in den 60-er-Jahren verwirklichen: Eine Kirche, die bei den Menschen ist. Er war davon überzeugt: „Der christliche Glaube ermöglicht es uns, ´mehr Mensch zu werden`“.

 

Dazu gehört das zutiefst evangelische Vertrauen: „Ich bin von Gott geliebt“. Für Kamphaus stand dieser Satz an erster Stelle – und nicht irgendwelche Forderungen, besser zu werden. Das Wichtigste für ihn! Indikativ vor Imperativ! Glaube als Ermutigung. So ist auch der Titel seines Buches gemeint. Man hatte ihn im Alter mit der Zusammenstellung seiner Texte zum Glaubensbekenntnis überrascht: „Mach´s wie Gott, werde Mensch“. Ein Lesebuch des Glaubens. Texte aus der Feder eines überzeugenden Menschen!

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